Zunächst zum Fahrzeug: Grande Punto Activ 1,4lt. 8V 77PS.
Zunächst war dieses kleine Problem kaum zu hören. Der doch recht leise laufende Punto deckt jedes kleine Geräusch nun MAL auf, und ich bin auch nicht einer, der überall und gleich mit dem Ohr drauf liegt.
Aber die Geschichte nervte und hier im Forum las ich gleich einige Reklamationen über den dubiosen Fehler.
Da das Geräusch immer lauter wurde, tippte ich zunächst auf ein trockenes Motorlager des Lüfters. Der Werkstattbesuch verlief unproblematisch und man wollte mir auch einen neuen Motor einbauen. Aber hier, gerade als Mensch der Technik,
KAM meine Frage, ob es ein großer Aufwand wäre den Lüfter selber zu tauschen oder zumindest erst einmal selbst zu begutachten. Kein Problem, drei schrauben und ein Lüftungsrohr mit einer Schraube befestigt war am selben Tag auch gleich das DING ausgebaut. Der Grund meines eigenwilligen Ausbaus trotz Garantieanspruchs, der Meister gab mir zu verstehen, dass dieses Problem bekann wäre und ein neuer Lüfter nur vielleicht Ruhe hineinbringen würde. Ein netter Mensch, mit einer Gelassenheit eine wirklichen Schraubers.
Aber genau hier trennten sich unsere Wege, ich als Elektroniker und er als FIAT Werkstattmeister mit wahrlich den selbigen Vorahnungen des Motorlagers. Niemand bei Fiat kennt scheinbar den wirklichen Grund dieses lästigen Zirpens. Als Elektroniker habe ich andere Vorbelastungen und auch ein weitreichendes Gefühl unserer heilen Elektrikwelt.
Der so ausgebaute Lüftungsmotor wurde noch aus dem Lüftungsgehäuse (zwei Schrauben) herausgezogen. Der Probelauf geschah an einer 6 Volt Spannungsquelle und ließ den Motor samt Lüfterrad beinahe in Stufe eins drehen. Weder das Lager noch sonst was war trocken oder auffällig. Die noch geringen Einlaufspuren auf dem Kollektor waren mehr kleine Riefen als, dass die Kohlen überhaupt gut anlagen. Der Motor selber lief ja bis gut 1000km ohne Zirpen und es musste ja einen Grund geben. Der erste Versuch war hier einmal den Kollektor zu polieren um einmal festzustellen, ob es Kohlengeräusche waren oder gar eine Kombination aus Kollektorgeräusche und zugleich produzierte unsaubere Gleichspannung über die Kohlen auf den Anker. Der Motor lief vielleicht keine zwei Stunden bei dieser ersten Überarbeitung und das blöde Geräusch war wieder präsent.
Also wurde der Lüfter zum zweitenmal ausgebaut und hier kamen mir schon so die ersten richtigen Vermutungen. Die Kohlenbürsten schwingen auf den rotierenden Kollektor! Ich dachte mir, komisch, wenn sie doch einlaufen dürfte sich das Problem von allein lösen? Aber so ist es nicht, denn die Aufnahme der Kohlenbürsten scheint etwas unglücklich gewählt zu sein. Hier einmal angemerkt, der Motor selber stammt natürlich nicht selbst von Fiat und entspringt einen weltweiten Autozulieferer!
Die Schwingungen übertagen sich über den laufenden Kollektor zusätzlich auf den Anker. Der Ankerstrom wird also von den schwingenden Kohlen moduliert und zugleich als Schwingung elektrisch übertragen! Ein einfacher Motor mit solchen Fehlern, da ist JEDE Werkstatt mit überfordert!
Was bleibt zutun? Zunächst überlegte ich mir, wie man die Schwingung der Kohlen vermeiden könnte. Das ist ja der dreh und Angelpunkt des Geschehens. Die Lösung ist mehr als einfach und sie bedarf nur ein Stück Papier (ca. 0,10mm).
Der Führungsschacht der Kohlenbürsten wird damit modifiziert. Auf der Lagerseite ein Stück zurechtgeschnitten und nur soweit neben der Kohle gesteckt, dass es den Kollektor nicht berührt. Sonst gäbe es ja da auch wieder Geräusche. In Drehrichtung waren es gleich zwei Stück, also gut zwei Zehntel. Die Kohlen hatten jetzt gerade MAL ein Fünfhunderstel spiel und lagen ohne zu klemmen in der Führung an. Das ist wichtig, sonst bleibt der Motor stehen da ja die Kohlen am Kollektor mittels Federkraft etwas angedrückt werden! Schon im offenen Zustand und Probelauf lief der E-Motor ohne Zirpen!
Die Papierschnipsel wurden mit etwas Klebstoff am Ende fixiert, sodass sie nicht mit den Kohlen wandern oder gar sich im Motor selbstständig machen.
Das war es, der Spuk war vorbei und ich selber musste mich nicht mit Werkstattqualität herumärgern. Ich habe hier noch einmal Bilder beigefügt, die diese Maßnahme zeigen.
WICHTIG: Es darf kein Öl oder sonstiges an Schmiermittel auf die Kohlenbürsten geraten oder gar auf den Kollektor!