Grande-Punto.de

Will MAL hören was der Rest hier so dazu denkt...

Folgendes hat mich zu der Überlegung veranlasst / mir Zeit für diese Überlegung gegeben: Eine längere Fahrt (800km) alleine an einem Tag. 99% Autobahn - mit meinem T-Jet Linea Sportiva Sport. Hinweg war sehr früh Morgens, freie Strassen, Reisegeschwindigkeit 150-170km/h von welcher ich nur seltenst abweichen musste (keine Baustellen, wenig Speedlimits (vllt. 10% der 400km Strecke), kaum Verkehr). Rückweg bei starkem Wochenend-Verkehr, Fahrgeschwindigkeit zwischen 0 und alles-was-geht.

Während ich also so allein Kilometer abriss und der Musikberieselung lauschte fiel mir auf, wie sehr ich bei nicht ganz perfektem Strassenbelag im Auto herumgerüttelt wurde. Kein knirschen/knarzen oder ähnliches was ich von meinen alten Autos zur Studentenzeit gewohnt war wiess auf diese Tatsache hin, deswegen blieb sie für mich lange Zeit eher nebensächlich. Irgendwann wurde ich mir aber bewusst, dass ich teils regelrecht im Sitz "umherhopste", was man bei 115kg Lebendgewicht ja erstmal hinkriegen muss.

Mein uralter Omega hätte da vielleicht Geräusche von sich gegeben, aber was den Fahrkomfort angeht den Passagier doch eher unbehelligt gelassen.

Nun die Kernfrage: Ist diese "Sportlichkeit" deutliche Einbussen beim Komfort wert? Das ist keineswegs als Angriff gegen den Grande Punto an sich zu verstehen, bei anderen Herstellern (man denke an BMW oder Audi - ganz besonders an die ganzen Trottel die denken sie tun sich mit S-Line Fahrwerken was Gutes) ist das absolut genauso.

Beim Grande gewinnt das Problem dadurch an Gewicht, dass die einzigen Benziner die ich als "grosszügig motorisiert" bezeichnen würde nur mit Sportfahrwerk zu haben sind. Beim T-Jet isses die Linea Sportiva, beim Abarth dürfte es noch ein Stück härter zugehen.

Mir ist klar, dass ein Grande kein "Reisewagen" sein sollte - aber wieso nicht? Er hat das Zeug dazu, und ich bin auch nach 800km noch entspannt und unverkrampft ausgestiegen. Auf guten Strassen und wenn mans MAL "krachen lassen" möchte sind die Sportfahrwerke sicher das richtige, kein Vergleich zum wanken&schaukeln im Omega. Aber ich habe bisher 100% meiner Kilometer abseits der Rennstrecke gefahren, daher denke ich, dass es am besten wäre auch Komfort & Fahrwerk für abseits der Rennstrecke an Bord zu haben. Was helfen mir tolle Rundenzeiten auf der Nordschleife oder super Slalom-Eigenschaften beim kilometerfressen? richtig. garnix. Und selbst auf der Rennstrecke wäre der Unterschied zwischen "Sport"- und "Normal"-Fahrwerk wohl kleiner als 5% (bezogen auf die Rundenzeiten). Im Alltag aber könnte man damit 50% Komfort gewinnen.

Anbei ist mir zuletzt auch eine tolle Sache bei Audi ins Auge gesprungen - dort kann man Autos mit besonders toller Windschutzscheibe (gegen Aufpreis) bestellen, welche den Lärmpegel im Auto um bis zu 4dB drückt. Kostet nicht grade wenig - aber wenn es für den Punto ein "Komfortpaket" mit besserer Verglasung + mehr Dämmaterial gegeben hätte (sagen wir bis zu einem Preis von 1000€), welches wirklich erfahrbare / spürbare Unterschiede gemacht hätte - das wäre das erste Häkchen gewesen welches ich gesetzt hätte.

Denkt Ihr auch, dass wir derzeit unter dem Trend leiden, dass alles was irgendwie "sportlich" ist oder zumindest danach aussieht total in ist (und den Trend haben die deutschen Premiumhersteller abzüglich Mercedes angefangen) total "in" ist und dementsprechend die negativen Auswirkungen garnicht berücksichtigt werden? Ist es wirklich sinnvoll dem zahlenden Kunden garkeine Wahl zu lassen? Es muss ja keine Sänfte sein, aber 'tschuldigung - ein Auto wie der Grande mit läppischen 120 Pferdchen unter der Haube braucht ein Sportfahrwerk genauso dringend wie einen fetten Spoiler am Heck.

Meine Meinung Nun darf mich die "tiefer, härter, breiter, lauter"-Fraktion zerrupfen

wow, vielen Dank für das ganze Feedback!

nun muss ich aber doch sagen, dass ich ein wenig überrascht bin. Der grösste Teil der Antwortenden empfindet das Serien-"Sportfahrwerk" noch als zu weich - hätte ich nicht erwartet. Mir würde es nie einfallen selbiges gegen ein noch härteres Fahrwerk aus dem Zubehörhandel einzutauschen.

Ich lese hier von "unsicherheit beim Kurvenfahren" oder "merkt man Windböen" und all sowas. Ähem. Ich glaube ihr seid alle noch nie wirklich grosse/"komfortable" Autos gefahren - vor allem solche älteren Baujahres. Nicht selten hat sich mein Omega auf der Autobahn in Kurven genug geneigt, dass sie Aussenspiegel eine Furche in den Asphalt reissen konnten.

Alles in allem ist wohl ein adaptives Fahrwerk des Rätsels Lösung - komfortabel wenn es komfortabel sein soll und auf Knopfdruck "sportlich". Wobei ich es wohl bei "Komfort" belassen würde und nur die automatische Verhärtung einzelner Komponenten bei Kurvenfahrt oder starkem Abbremsen/Beschleunigen um Wank- & Nickbewegungen entgegenzuwirken nutzen würde.

Trotz allem was gesagt wurde empfinde ich das Punto-Fahrwerk als einen schlechten Kompromiss - und hier sei nochmal angemerkt, dass man in den gescheit motorisierten Versionen garkeine andere Wahl hat. Und wir reden hier von popeligen 120 bzw. 150 PS. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es etliche Mittelklasse-Limousinen mit deutlich mehr als 200PS gibt welche den Passagieren nicht jedes Detail der Fahrbahnbeschaffenheit mitteilen - ohne bei Windböen oder Kurven permanent zu crashen.

Leider ist das bei Kleinwagen der "höheren Leistungsstufen" fast Herstellerübergreifend so, dass "viel Leistung" auch gleichgesetzt wird mit "naja wenn schon dann soll sichs auch so anfühlen wie ein Rennwagen". Und nochmal: Wir reden hier nicht von einem Audi RS, AMG oder M-Geschoss - wir reden von einem Kleinwagen mit um die 200 Spitze und Frontantrieb. Wenn ich "Sport" will kauf ich mir für die Kohle nen Gebrauchten Evo oder Impreza. Da hab ich nen Monster-Turbo, ein bretthartes Fahrwerk und Allrad.