Fiat ist dank Grande Punto im Hoch
Italienischer Erfolgsgarant: Der schmucke Fiat Grande Punto ist im Frühjahr 2006 das meistverkaufte Auto Europas.
Die Italiener erholen sich. Über vier Jahre schrieben die Turiner rote Zahlen, jetzt kommt der Verkauf auf Touren und Gewinn ist in Sicht. Motor des Erfolgs ist der Grande Punto.
Von Urs Ziegler
Der Aktienkurs stieg binnen Jahresfrist um 145 Prozent. Schon allein daran lässt sich ablesen, wie hoffnungslos es noch im vergangenen Frühling bei Fiat ausgesehen hat und wie dramatisch sich die Situation gebessert hat. Die Italiener haben ganz offenbar die Kurve gekriegt – und jetzt beschleunigen sie zügig heraus. Wichtigstes Modell und zugleich Motor des Comebacks ist der neue Grande Punto, der erst im vergangenen Herbst eingeführt wurde und in diesem Frühjahr mit rund 220 000 Exemplaren prompt zum meistverkauften Modell in Europa avancierte. In der Schweiz kommt das von Giorgetto Giugiaro gestylte Auto, das modern, frisch, elegant und ein ganz klein bisschen nach Ferrari aussieht, ebenfalls sehr gut an. Rund 1500 Exemplare wurden seit Dezember verkauft, und damit noch etwas mehr Drive in die Absatzzahlen kommt, reicht Fiat nun auch eine Sportversion mit einem nagelneuen Vierzylinder-Benziner nach. «Star-Jet» heisst der 1,4-Liter-Ottomotor, wobei Star für «Swirl Turbulence Air-Induction Reengineering» steht. Darunter verstehen die Italiener die Kombination aus variabler Ventilsteuerung, einer Abgasrückführung und Kanalabschaltung im Einlassbereich. Was so kompliziert klingt und auch ist, führt im Alltag zu einfach erklärbaren Vorteilen: Der Motor ist kräftig, verbraucht wenig Benzin und bläst vergleichsweise wenig Schadstoffe in die Luft.
Angenehme Kombination
Eine Leistung von 95 PS, ein Durchschnittsverbrauch von 6,1 Liter Benzin und ein CO2-Ausstoss von 145 Gramm je Kilometer sind die Werte, mit denen die neue Maschine überzeugen möchte. Sie tut dies auch im ganz normalen Einsatz im Grande Punto Sport. Motor und Auto passen gut zusammen, obwohl die Sportlichkeit eher den Auftritt des Wagens betrifft als den Antritt. Denn 11,4 Sekunden für den Spurt von 0 auf Tempo 100 und eine Höchstgeschwindigkeit von maximalen 178 km/h sind absolut keine Fabelwerte, sondern höchstens gutes Mittelmass in dieser Klasse. Dennoch fährt sich das Auto angenehm flott, was nicht nur mit dem feinen Aggregat zu tun hat. Auch das um drei Zentimeter abgesenkte, straffer abgestimmte Fahrwerk, die 17-Zoll-Leichtmetallräder und die 205er-Reifen tragen zum prima Handling des Grande Punto bei, der durch eine präzise und leichtgängige Lenkung überzeugt. So wird der hübsche Kompaktwagen zu einem passablen Begleiter, ohne mit benzinzehrender Drehzahlgier oder ruppiger Strassenlage zu nerven. Die Sport-Modelle der Grande-Punto-Baureihe – es gibt noch die Version mit dem bekannten 130-PS-Dieselmotor, der bis im Sommer aber noch ohne einen Partikelfilter auskommen muss – heben sich nur dezent von ihren Kumpanen ab. Es gibt zarte Schweller an den hspoiler auf der Heckklappe. Ansonsten fällt der Wagen durch besonders designte Polster, ein wohlgeformtes Sportlenkrad und ein ovales Auspuffendrohr auf. Zur Standardausrüstung gehören bei jedem Auto sechs Airbags,
ABS mit elektronischem Bremskraftverstärker, ESP und eine Traktionskontrolle. Zudem Musik- und Klimaanlage, elektrische Fensterheber, Nebelscheinwerfer und ein höhenverstellbarer Fahrersitz.
Mehr Sportlichkeit ab Herbst
Das mit dem Sport meint Fiat übrigens ernst, und es wird nicht bei diesen beiden Sport-Varianten bleiben: Im Herbst soll ein Modell mit dem neuen 1,4-Liter-Benziner, dann aber mit Turbolader und 150 PS auf die Strassen kommen. Und im nächsten Frühjahr ist ein Grande Punto Abarth geplant, der von einem 1,6-Liter-Turbo mit 180 PS befeuert werden soll. Dass der Wagen tatsächlich noch mehr Kraft verträgt, demonstriert derzeit ein «Fiat Punto Abarth Rallye», der im neuen Super-2000-Reglement eingesetzt wird und gerade die italienische Meisterschaft gewann. In diesem Auto produziert ein 2-Liter-Motor satte 270 PS.