Fiat vor strategischer Entscheidung
Der italienische Autobauer steht offenbar vor einer strategischen Weichenstellung. Nach Informationen aus Unternehmenskreisen plant der Autobauer, bei der Vorlage der Quartalszahlen am Donnerstag eine entsprechende Ankündigung zu machen.
Fiat am Scheideweg: Der italienische Autobauer unter CEO Sergio Marchionne will laut Unternehmenskreisen am Donnerstage eine entsprechende Ankündigung machen. Die Aktie des Konzerns sank auf Rekordtief.
FRANKFURT/MAILAND. In dem Branchenblatt Automotive News wurde am Montag über Verhandlungen zwischen den Italienern und dem angeschlagenen US-Hersteller Chrysler spekuliert. Demnach sollen die Italiener Gespräche mit dem US-Hersteller Chrysler über eine strategische Partnerschaft führen.
Dabei sei nicht ausgeschlossen, dass die Italiener einen Anteil an der früheren Daimler-Tochter übernehmen könnten. Chrysler könnte im Gegenzug Zugang zu den Fiat-Plattformen für kleinere Wagenklassen bekommen.
"Jeder spricht mit jedem" sagte ein Fiat-Sprecher am Abend lediglich. Marchionne hatte die Gerüchte über neue Allianzen in der Autobranche Ende des vergangenen Jahres selbst angeheizt. Im Dezember prophezeite er, dass in zwei Jahren weltweit nur noch sechs Autokonzerne übrig bleiben. Dabei stehe auch Fiat für Fusionen und Übernahmen bereit.
Fiat steht zwar längst nicht so schlecht dar wie Chrysler und wird das vergangene Jahr voraussichtlich mit mehr als einer halben Milliarde Euro Gewinn abschließen. Aber die Zukunfstaussichten trüben sich auch für das Unternehmen aus Turin ein. Angesichts der insgesamt miserablen Konjunktur hat die Rating-Agentur Moody´s erst vergangene Woche gewarnt, die Verbindlichkeiten von Fiat möglicherweise auf Junk-Status zu setzen. Die Aktie von Fiat sank am Montag auf ein neues historisches Tief von 4,35 Euro.
Der italienische Konzern rechnet nach eigenen Aussagen frühestens 2010 mit einem Ende der Krise in der Autobranche. Die Italiener hatten bereits im Oktober bekannt gegeben, 2009 mit einem deutlichen Gewinneinbruch zu rechnen. Erst vergangene Woche war mit dem Marketingvorstand und Alfa-Romeo-Chef Luca de Meo ein Hoffnungsträger die Italiener zum direkten Konkurrenten Volkswagen gewechselt.
Für Fiat wäre eine Allianz mit Chrysler bereits das zweite US-Abenteuer. Das erste ist nicht glücklich, aber gewinnbringend für Fiat verlaufen. Im Jahr 2000 hatte sich General Motors an Fiat mit 20 Prozent beteiligt und die Italiener erhielten im Gegenzug fünf Prozent an GM. Doch das war mitten in der schwersten Krise des italienischen Autobauers und Fiat hatte eine Option, seine Autosparte an GM zu verkaufen. Um diese Option nicht einzulösen, hat GM vor drei Jahren mehr als eine Milliarde Euro dafür bezahlt, die Autosparte nicht übernehmen zu müssen.
Verhandlungen von Fiat mit dem bayerischen Autobauer BMW über eine Kooperation zwischen den Marken Mini und Alfa Romeo waren dagegen ins Stocken geraten. Entgegen den ursprünglichen Plänen war es den beiden Autobauer nicht gelungen, noch im abgelaufenen Jahr eine Entscheidung über eine mögliche Zusammenarbeit zu treffen. Mit Chrysler würde sich Fiat allerdings den schwächsten US-Hersteller zum Partner nehmen, dessen Überlebenschancen viele Experten trotz der jüngsten milliardenschweren Finanzspritzen der US-Regierung skeptisch beurteilen. So stehen Chrysler und seinen Mehrheitseigentümer, der Finanzinvestor Cerberus, immer wieder im Mittelpunkt von Spekulationen über einen Verkaufsverhandlungen. Erst jüngst hatte eine Nachrichtenagentur von Gesprächen mit den französischen Autobauer Renault-Nissan berichtet, was jedoch sowohl von Renault als auch von Chrysler hart dementiert worden war.